Zur Unesco drängt, an der Unesco hängt doch alles. Das Gütesiegel des Weltkulturerbes wollen sie alle, die eifrigen Kommunalpolitiker landauf, landab, die sich nach der Aufnahme ihres Sprengels in die längst aus den Fugen geratene Liste drängen. Lange Zeit ging's leicht genug.
Deutschland ist inzwischen mit 31 Kultur- und Naturerbestätten auf der 812 Positionen umfassenden Liste vertreten. Zu einer Arbeitsgemeinschaft haben die hiesigen Weltkulturerbestätten bereits zusammengefunden. Man will sich besser vermarkten.
Nun braucht, wer den Schaden hat, bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen.
Köln stand da einige Zeit obenan. Wegen hochfliegender, indes von keiner Nachfrage gestützter Hochhauspläne setzte die Stadt ihr Renommee aufs Spiel - und fand den 1996 geadelten Dom auf der "Roten Liste" des "gefährdeten Erbes" wieder. Die Lokalpolitik bekam die Kuh einfach nicht vom Eis - bis jetzt der NRW-Bauminister seinem CDU-Parteifreund im Oberbürgermeisteramt die Richtung wies und den Rückschnitt der bis dahin trotzig verteidigten Planungen ansagte.
Hätte man nur in Dresden auf die rheinischen Kalamitäten geblickt!
Jetzt wandert der Schwarze Peter an die Elbe. Die geplante, 157 Millionen Euro teure "Waldschlösschenbrücke", eine ordinäre Stadtautobahn quer über Elbe und Auen, droht das grandiose Panorama zu zerstören, kaum dass es die Frauenkirche neuerlich schmückt. Das Weltkulturerbe Mittleres Elbetal, im vergangenen Jahr erst zu Unesco-Ehren erkoren, ist damit Anwärter auf die "Rote Liste" der Verschandeler. Und ganz wie in Köln suchen sich Dresdens Obere mit Kleinkram herauszureden, der in Paris zum Glück niemanden interessiert. Die Unesco verlangt nämlich eine Gegenleistung für ihr tourismusförderndes Gütesiegel: ganz einfach, dass die Politik es ernst nimmt. Dass sie die Verpflichtung begreift und achtet, die sie damit eingegangen ist. In Dresdens Rathaus heißt es aufwachen, ehe es zu spät ist.
Im Glanz der Frauenkirche sich zu sonnen, ist das eine. Das andere ist die Pflicht, lokale Verkehrsprobleme hintanzustellen - weil zu bewahren gilt, was nicht umsonst Weltkulturerbe heißt.