Welterbe-Kuratorium fordert neuen Bürgerentscheid

Der Tagesspiegel vom 7. Juli 2006

Das Kuratorium Welterbe Dresdner Elbtal verlangt einen neuen Bürgerentscheid über die umstrittene Waldschlösschenbrücke. Unesco droht mit Aberkennung des Welterbetitels.

Dresden - Die Dresdner müssten die Möglichkeit haben, erneut darüber zu befinden, ob die Brücke gebaut werden solle, selbst wenn damit der Welterbetitel der Unesco gefährdet sei, sagte der Vorsitzende des von der Stadt gewählten Kuratoriums, Ingo Zimmermann. Zimmermann betonte, indem Deutschland die Bedingungen der Unesco akzeptiert habe, habe das Welterbe-Komittee auch ein Mitspracherecht in strittigen Fällen wie in Dresden. "Man kann nicht einfach sagen, das interessiert uns nicht, wir entscheiden alleine", fügte er hinzu. Es handle sich bei der Brücke nicht um eine lokale Angelegenheit, wie viele Politiker meinten, sondern um eine von internationaler Bedeutung.

Der Kuratoriums-Vorsitzende äußerte zugleich die Hoffnung, dass es nach der Sitzung der Unesco in der nächsten Woche in der litauischen Hauptstadt Vilnius eine Möglichkeit gebe, die drohende Aberkennung des Titels abzuwenden und nach einer "übergreifenden Lösung" zu suchen. Mit dem derzeitigen Entwurf für die Elbquerung habe man ohnehin "die denkbar hässlichste und auch eine technisch überholte Lösung gewählt".

Der Entwurf müsse entweder überarbeitet werden, oder die Verantwortlichen müssten erneut über eine Tunnellösung nachdenken. Der Erhalt des Titels habe in jedem Fall oberste Priorität. Sollte sich die Stadt aber für die Brücke und die Unesco für die Aberkennung des Titels entscheiden, werde der Sinn des Baus so gering sein, "dass wir uns über Generationen schämen werden".

Die Dresdner hatten sich im Februar 2005 mehrheitlich für den Bau der Waldschlösschenbrücke entschieden. Auf Bitten des Welterbebüros der Unesco musste die Stadt den für März dieses Jahres geplanten Baubeginn verschieben, weil die Unesco im November 2005 mit der Aberkennung des Titels gedroht hatte. Laut Unesco hat die Stadt falsche Angaben über die Lage der Elbquerung gemacht.

(tso/ddp)

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