Brücke schadet dem Welterbe „irreversibel“

Sächsische Zeitung vom 28. April 2006

Stadtrat. Ein Aachener Gutachten kritisiert die visuelle Wirkung der Waldschlößchen-Brücke vernichtend.

Das Gutachten sollte die visuellen Auswirkungen der Waldschlößchenbrücke im Hinblick auf den Welterbestatus „Dresdner Elbtal“ überprüfen. Nun stellen die Wissenschaftler von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen der Planung der Waldschlößchenbrücke ein vernichtendes Urteil aus. 55 000 Euro hat die Stadt Dresden bezahlt, um zu erfahren, dass „die Waldschlößchenbrücke den zusammenhängenden Landschaftsraum des Elbbogens an der empfindlichsten Stelle zerschneidet und ihn irreversibel in zwei Hälften teilt.“ Damit nicht genug: Die Waldschlößchenbrücke verstelle einige wichtige Blickbeziehungen auf die Silhouette Dresdens wie auf das Elbtal. Überdies reihe sie sich nicht in die Kette der Dresdner Stadtbrücken ein.

„Grandios und legendär“

Kritisiert werden in dem Gutachten außerdem die Tunnelfortsetzung und die Verkehrsanschlüsse an den Brückenköpfen. Beides gebe der Brücke einen „Schnellstraßencharakter“. Generell sei „die Wahrnehmung des Landschaftsraumes mit einem grandiosen Landschaftserlebnis künftig erheblich eingeschränkt.“ Dies gelte ebenso für die „legendären, auch in den Darstellungskünsten bedeutenden Blickstandorte“. Der Blick in die Weite des Elbbogens würde Verfremdungen erfahren, warnen die Gutachter. Die Einmaligkeit des Elbbogens mit den Elbwiesen zwischen Albertbrücke und Loschwitzer Brücke stellen die Wissenschaftler besonders heraus: „Auch vergleichende Betrachtungen der innerstädtischen Flusslandschaften in anderen europäischen Großstädten belegen die Einzigartigkeit und den besonderen Wert dieser zusammenhängenden Kulturlandschaft von herausragendem Rang.“ Die von Icomos geforderte Denkpause bis Herbst 2006 ist aus Sicht der Gutachter „dringend produktiv zu nutzen“.

Stadt hat Fehler angemerkt

OB Ingolf Roßberg (FDP) entgegnete auf die Anfrage von Christiane Filius-Jehne (parteilos, Bündnis 90/Grüne), in welcher Form dieses Gutachten an die Unesco weitergeleitet worden sei, es sei aufgrund der knappen zur Verfügung stehenden Zeit „frisch eingetütet und weggeschickt“ worden. Allerdings habe man verschiedene Fehler angemerkt. Dafür spendete die CDU regen Beifall. Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) sagte, die Entlastungswirkung der Brücke auf andere Stadtteile fehle in dem Gutachten, dafür sei fälschlicherweise das Preußische Viertel als Teil des Weltkulturerbes benannt und es werde mit falschen Brückenlängen argumentiert. Es berücksichtige zudem den Bürgerentscheid nicht. Insgesamt gehe das Gutachten weit über das hinaus, was als Visualisierungsgutachten von der Unesco gefordert werde.[...]

Petra-Alexandra Buhl und Bettina Klemm

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