Dresden unnötig in Misskredit

Sächsische Zeitung vom 25. November 2005

Aussprache. Die Stadt hat der Unesco geantwortet und hofft auf eine Klärung des Streits um die Brücke.

Ich wehre mich gegen den Vorwurf, dass die Stadtverwaltung und der Oberbürgermeister nicht richtig gehandelt haben.“ Mit diesen Worten beendete Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) gestern die Diskussion zum Streitthema Unesco-Welterbe und Bau der Waldschlößchenbrücke. Zuvor hatte er die Stadträte über zwei Briefe von Francesco Bandarin, Direktor des Unesco-Welterbezentrums in Paris, informiert. Beide Schreiben – eins vom 12. September und eins vom 14. November – seien nicht direkt an die Stadt geschickt, sondern ihr nur zur Kenntnis gegeben worden. Dennoch habe der OB nun geantwortet.

Seit Januar 2003 habe die Stadt in allen Anträgen die Brückenplanungen mit eingereicht. Der wiederholt genannte Fehler bei den Angaben zum Brückenstandort (elbab- oder aufwärts) sei nicht in den städtischen Unterlagen, sondern in denen der Gutachterkommission Icomos aufgetreten. Roßberg versicherte, dass die Stadt mit Ausnahme des Neigungswinkels im Tunnel und einer Verstärkung der Fußstützen keine Änderungen an der Brücke vorgenommen habe.

„Wir gehen davon aus, dass die Waldschlößchenbrücke gebaut wird und der Status Welterbe erhalten bleibt“, sagte Helfried Reuther von der CDU. Er kritisierte aber, dass der OB nicht einmal seine Fachbürgermeister rechtzeitig einbezogen hatte. „Dadurch ist die Stadt unnötig in Misskredit geraten.“ Bitter enttäuscht zeigte sich Christoph Hille von der Bürgerfraktion. Obwohl er Mitglied des Welterbe-Kuratoriums ist, wurde er nicht informiert.

Kris Kaufmann von der Linkspartei.PDS verglich das Dresdner Elbtal mit den ägyptischen Pyramiden und dem indischen Taj Mahal. „Diesem Maßstab müssen wir jetzt gerecht werden und schnellstmöglich die erforderlichen Unterlagen einreichen“, sagte sie. Zurückhaltend trat Peter Lames von der SDP auf: „Die Unesco wird eine Antwort finden, ob die Brücke dem Maßstab Welterbe gerecht wird. Entweder sie erkennt unsere Unterlagen an, oder wir müssen die Brücke verändern, um den Status zu erhalten.“

Für Streit im Rat sorgte Holger Zastrow von der FDP. Er bezeichnete die Brückengegner als „Kleingeister“, die ein gestörtes Verhältnis zur Bürgerbeteiligung und Basisdemokratie hätten und nun ihren privaten Kriegsschauplatz eröffnet hätten, um die Brücke noch zu verhindern. Das wies Johannes Lichdi (Grüne) zurück: „Die Unesco hat unter falschen Voraussetzungen entschieden. Das wird bei einer erneuten Visualisierung auffallen.“

Bettina Klemm

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