Eine klare Mehrheit sorgt dafür, dass das Projekt ins Lingnerschloss kommt.
Erst nach einer erwartungsgemäß heftigen Debatte hat der Stadtrat gestern Abend entschieden, dass das geplante Welterbezentrum im Lingnerschloss untergebracht werden soll. Die Mehrheit von 44 gegen 20 Stimmen war ebenso erwartet worden.
Peter Lenk, der Vorsitzende des Fördervereins Lingnerschloss, warb für das Projekt in dem Anwesen, das seit einiger Zeit in Regie des Vereins saniert wird. Mitten im Elbtal, für das der Titel Weltkulturerbe verliehen wurde, müsse die Einrichtung untergebracht werden, erklärte Lenk. Das wäre dann auch ein kluges Signal an die Unesco, mit dem Dresden seine Wertschätzung für die Auszeichnung zeigen könne.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Grötsch vertrat die Riege der Gegner des Vorhabens. Ein zusätzlicher Veranstalter von Elbtaltouren sei nicht nötig, die Dresden Werbung und Tourismus sorge schon für die Vermarktung des Titels, und wenn ein Büro eingerichtet werde, könne das auch im Rathaus geschehen. Vor allem bemängelte Grötsch, dass die Aufgabenbeschreibung teilweise zu allgemein gehalten sei, an anderen Stellen aber präzise darstelle, wie das Büro etwa Eingriffe ins Baugeschehen vornehmen könne: „eine Parallelverwaltung“.
„Herr Grötsch, Sie haben den Gedanken des Welterbes einfach nicht verstanden“, gab die Grüne Christiane Filius-Jehne zurück. Und Kristin Kaufmann von der Linksfraktion-PDS bemerkte, man brauche Koordinierung für die Aktivitäten, eine Anlaufstelle für Gäste und ein offenes Informationsbüro. „Der Tourist geht doch nicht zuerst ins Rathaus“, stellte Holger Zastrow (FDP) klar.
Und Wilm Heinrich (SPD) warf Grötsch schließlich vor, er habe die gesamte Klaviatur der Kommunalpolitik mit einer ungeheuren Verhinderungsstrategie abgespielt.
Stefan Rössel