Quebec/Dresden. Der Bau der Elbbrücke am Waldschlößchen geht trotz der neuen Unesco-Entscheidung weiter. "Wir sehen keinen Grund, den Bau zu stoppen", sagte gestern der amtierende Oberbürgermeister der Stadt Dresden, Lutz Vogel (parteilos). Die vorliegenden Urteile deutscher Gerichte seien eindeutig.
Das Welterbekomitee der Unesco hatte in der Nacht zum Freitag auf seiner 32. Sitzung im kanadischen Quebec entschieden, dass Dresden noch ein Jahr auf der roten Liste der gefährdeten Weltkulturerbestätten verbleibt. Doch wenn das Rathaus den Brückenbau nicht stoppt, wird das Dresdner Elbtal 2009 von der Liste des Welterbes gestrichen. Die Unesco fordert als Alternative einen Tunnel. "Das ist ein Ultimatum, keine Verhandlungsposition", sagte Francesco Bandarin, Direktor des Welterbezentrums in Paris, nach der Entscheidung. "Die Unesco möchte das Welterbe Dresden retten."
Weder der sächsische Regierungschef Stanislaw Tillich noch die neue Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (beide CDU) denken an einen Kurswechsel. Orosz sagte, jeder wisse, dass Dresden auch ohne den Titel Welterbestadt bleibe. Das neue Stadtoberhaupt kann sich sogar vorstellen, dass Dresden den Titel von sich aus zurückgibt. Tillich ließ erklären, Dresden habe den Titel nie ohne Brücke gewollt. Bei einem Bürgerentscheid 2005 gab es eine Mehrheitsentscheidung für die Brücke. Bundeskanzlerin Merkel (CDU) forderte gestern die Akteure zur Kompromisssuche auf.
Valeria Heintges/Peter Ufer