Landestalsperrenverwaltung besteht auf Betonlösung
Der Bürgersaal des Pieschener Rathauses bot auf der jüngsten Ortsbeiratsitzung ein nicht ganz alltägliches Bild. Zahlreiche Bürger waren der Einladung zu der öffentlichen Sitzung gefolgt. Die meisten von ihnen wollten nur eines: Den Mitarbeitern der Landestalsperrenverwaltung lauschen. Thema: Der umstrittene Hochwasserschutz im Ortsteil Pieschen.
Die Mitarbeiter der Landestalsperrenverwaltung präsentierten den Bürgern zunächst den geplanten Gesamtumfang der Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz. Die gliedern sich in sechs Bauabschnitte und erstrecken sich vom Ballhaus Watzke in Pieschen entlang des Flutrinnendeiches bis nach Altkaditz. Dann ging es an die Details. Die Mitarbeiter erläuterten den ersten Bauabschnitt vom Ballhaus Watzke bis zum Flutrinnendeich an der Böcklinstraße. Präsentiert wurde den Bürgern eine zwischenzeitlich aus Gründen der Landschafts- und Stadtbildbeeinträchtigung reduzierte und überarbeitete Fassung der Planung. Statt der zunächst vorgesehenen Höhe der Mauer von 1,50 Meter über Straßenniveau Kötzschenbroder/Böcklinstraße wurde die Mauerhöhe auf 1,10 Meter Höhe zurückgenommen und mit zusätzlichen Durchlässen zur Elbe versehen. Eine Visualisierung sollte die Bürger von der damit angeblich erreichten Orts- und Umweltverträglichkeit der Baumaßnahme überzeugen, was allerdings nicht einmal ansatzweise gelang. Auf Nachfrage wurde die als unverkleidete Betonmauer elbseitig geplante Wand auf den Elbwiesen mit ca. 2,50 Meter Höhe angegeben. Dies dürfte den Besuchern dieses Elbwiesenabschnittes jedoch eher den Eindruck vermitteln, in einer Hochwasserabflußrinne als in einem Elbuferteil des Weltkulturerbes zu stehen. Daß eine solche Mauer noch immer den Blick auf die Elbe ermögliche, bezweifelten die anwesenden Bürger energisch. Außerdem lade die Mauer zu unschönen Graffiti-Schmierereien und rücksichtsloser Müllentsorgung ein, waren sich viele Bürger einig. Diese Befürchtungen wiesen die Mitarbeiter zurück, seien solche Handlungen doch illegal.
Auf Diskussionen um die Schutzwürdigkeit des Landschaftsraumes als ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet und Weltkulturerbebestandteil ließ sich die Landestalsperrenverwaltung an diesem Abend nicht ein. Entsprechende Bürgereinwendungen seien im Planfeststellungsverfahren zu machen. Das Verfahren soll bereits im Mai beim Regierungspräsidium Dresden beantragt werden. Den enormen Zeitdruck des Planungsverfahrens begründeten die Mitarbeiter mit der zeitlichen Zweckbindung entsprechender Fördergelder aus EFRE-Mitteln der Europäischen Union. Eine mobile Hochwasserschutzwand, wie sie im Dresdner Altstadtbereich bereits erfolgreich praktiziert wird, lehnte die Landestalsperrenverwaltung für Pieschen ab. Technisch sei eine solche Wand zwar ohne weiteres möglich und diese Lösung im Vorfeld der Planung auch untersucht worden. Aus Kostengründen habe man diese Form des Hochwasserschutzes jedoch verworfen, hieß es lapidar. Eine auf Bürgernachfrage geforderte Kostengegenüberstellung einer mobilen Hochwasserschutzwand im Vergleich zu der von der Landestalsperrenverwaltung favorisierten Betonvariante als Entscheidungsgrundlage, konnte nicht vorgelegt werden. „Mir stehen als Anwohner die Tränen in den Augen. Eine solche Planung ist einfach eine Frechheit!“, kommentierte ein aufgebrachter Bürger. In dem Bemühen die Wogen des Bürgerzorns wieder ein wenig zu glätten, griff Ortsamtsleiter Roland Putzger in die Diskussion ein. „Ich fürchte, wir kommen hier so nicht weiter. Es sieht so aus, als ob niemand im Ortsteil diese Mauer will“, faßte er das Ergebnis der Präsentation der geplanten Hochwasserschutzmaßnahme der Landestalsperrenverwaltung zusammen. „Wenn man Pieschen seine einzige Flaniermeile nimmt, stirbt der Ortsteil“, fügte er weiter hinzu und versprach den aufgebrachten Bürgern seinerseits weitere Gespräche zu diesem heiklen Thema. Es wird im weiteren Fortgang nun aber maßgeblich vom Ausgang des im Mai beginnenden Planfeststellungsverfahrens abhängen, ob künftig eine massive Betonwand Pieschen vor Hochwasser schützen und damit das Weltkulturerbe zerschneiden soll.
Theodor van Bernum