Auch bei der Unesco-Kommission Deutschland liegt das unabhängige Sichtgutachten über die Waldschlößchenbrücke bereits vor. Das bestätigte gegenüber DNN der stellvertretende Generalsekretär Dieter Offenhäußer. Über den Inhalt wollte er sich noch nicht äußern. "Wir wollen der Stadt Dresden erst einmal Zeit geben, sich mit dem Urteil des Gutachtens auseinander zu setzen und daraus Schlüsse zu ziehen". Das sei sicher nicht ganz einfach, äußert er Verständnis für die Situation der Stadtverwaltung.
Eher befremdend findet er allerdings die Tatsache, dass die Dresdner Stadtspitze am Montag eine eigene Visualisierung vorgestellt hat. "Das dürfte beim Welterbekomitee eher Stirnrunzeln auslösen", meint er. Vor allem dann, wenn möglicherweise die Aussagen beider Visualisierungen - der unabhängigen und der städtischen - konträr zueinander stünden. Was derzeit aber nur vermutet werden kann, Offenhäußer kennt Roßbergs 3-D-Show mit der Positiv-Botschaft nicht.
Mit welchen Schlüssen sich die Stadt dem Urteil des unabhängigen Gutachten stelle, davon hänge nun ab, wie die weitere Verfahrensweise sei, sagt der Unesco-Sprecher. Dass die Unesco von der Stadt Schlüsse erwartet, möglicherweise Konsequenzen nach der Sichtung des Papiers, legt den Schluss nahe, dass der Gutachter nicht ganz zur gleichen Meinung wie die Stadt gekommen ist. Der Gutachter selbst, Professor Kunibert Wachten von der Technischen Hochschule Aachen, wollte sich gestern nicht zu dem Thema äußern. Offenhäußer sagte, dass die Visualisierung maßgeblich sei für die Beurteilung, ob Weltkulturerbe und Waldschlößchenbrücke vereinbar sind. Professor Wachten hatte bereits das Sichtgutachten für den von geplanten Hochhäusern bedrängten Kölner Dom erstellt. Köln war auf der Roten Liste der Unesco gelandet.
Heidrun Hannusch