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Dresden. Die Stadt hat keine Fehler gemacht. Mit dieserAussage hat sich gestern Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) in einer Aussprache zum Streit um das Weltkulturerbe und die Waldschlößchenbrücke festgelegt. Mehrere Stadträte warfen indes der Verwaltung vor, auf den Bedenken-Brief von der Unesco nicht offensiv genug reagiert zu haben.
"Die Stadt hat in keiner Weise den Bau verharmlost oder verheimlicht", sagte Roßberg vor dem Stadtrat. Nachträgliche Änderungen an den Planungen habe es nicht gegeben, betonte er. Der Lagefehler im Evaluierungsgutachten - die Brücke war dort fünf Kilometer flussabwärts, also etwa in Übigau, lokalisiert worden - sei nicht bei der Stadt, sondern bei Icomos entstanden. Roßberg verteidigte auch die verzögerte Reaktion auf den Unesco-Brief. Vorschnelle öffentliche Äußerungen könnten die Fronten nur verhärten, meinte er. Andererseits attackierte er das Auswärtige Amt, an das jenes Schreiben aus Paris eigentlich adressiert war. "Das Auswärtige Amt hätte die Brisanz erkennen müssen", sagte Roßberg.
Peter Lames (SPD) mahnte, den Unesco-Brief ernst zu nehmen. "Deren Maßstäbe sind nicht unsere", sagte er. Und verwies mit den Pyramiden in Ägypten und der Großen Mauer in China auf die Liga, in der Dresden mit seinem Weltkulturerbe mitspiele. Würde man das jetzt leichtfertig aufs Spiel setzen, wäre das "Weltniveau umgekehrt". Helfried Reuther (CDU) sagte: "Ich gehe davon aus, die Brücke wird gebaut, und der Welterbestatus bleibt erhalten". Kritisch merkte er an, die Stadt hätte wegen des Bandarin-Briefs eher in die Offensive gehen sollen. Christoph Hille (Bürgerfraktion) äußerte als Mitglied des Dresdner Welterbe-Kuratoriums Verständnislosigkeit, dass nicht einmal dieses Gremium von dem Paris-Schreiben informiert worden sei. Christiane Filius-Jehne (Grüne) schlug vor, bauvorbereitende Arbeiten ruhen zu lassen, bis eine Bewertung von der Unesco-Zentrale vorliege. Holger Zastrow (FDP) hingegen unterstützte Roßberg: "Die Stadt hat alles richtig gemacht". Jene, die bei der Unesco ihre Bedenken geäußert hatten, nannte er "vaterlandslose Gesellen".
Heidrun Hannusch