Das Welterbe, das Elbtal zwischen Übigau und Söbrigen, wiegt schwer. Offenbar so schwer, dass es bisher noch nicht gelungen ist, dieses Erbe adäquat zu behandeln. Das ist das Resümee einer Veranstaltung im Lingnerschloss, zu der am Donnerstagabend das "Entwicklungsforum Dresden" eingeladen hatte. "Präsentkorb oder Präsentierteller" lautete die Frage, die am Anfang stand. Am Ende war klar: Das Erbe kostet Geld, Mühe, Engagement und Weitblick. Nur wessen Geld, wer sich mühen und engagieren muss und wer genügend Weitblick hat, blieb offen.
An all dem fehlte es bisher, glaubt man den Besuchern der Diskussion. Nach dem jähen Aus für ein Welterbe-Büro im Lingnerschloss Mitte März und den Querelen um die Besetzung des Kuratoriums, bei dem der Elbhangverein auf der Strecke blieb, wurde gestern bekannt: Für das Welterbe-Schild, eine Bronzetafel im Wert von 3000 Euro mit dem Unesco-Wappen, wurde kein Sponsor gefunden. Dennoch wird die Tafel am Sonnabend zum Auftakt des Elbhangfests in Loschwitz präsentiert. Die Dresden Werbung- und Tourismus GmbH (DWT) hat dafür in die Tasche gegriffen. "Zusätzliches Geld gibts nicht, wir mussten umschichten", machte DWT-Marketing-Chef Matthias Gilbrich klar. Auch für das erste Welterbe-Faltblatt, das am Donnerstag präsentiert wurde, hat die DWT in die Tasche gegriffen. Zu wessen Lasten morgen die Zeremonie der Urkundenübergabe abgerechnet wird, war da noch umstritten.
"Wir müssen das Welterbe vor den Politikern schützen", polemisierte denn auch ein Zuhörer und der ehemalige Landeskonservator Professor Heinrich Magirius schrieb Stadtverwaltung und Rat ins Stammbuch, das Erbe sei eine Verpflichtung. Er vermisse "gute, neue, strategische Züge". Die Dresdner seien müde und frustriert, weil die "Stadtregierung" nicht die erwartete Vorreiterrolle spiele. Pfarrer Dietmar Selunka von der evangelischen Gemeinde in Loschwitz versprach immerhin Bürgerengagement für das Welterbe. Viele wüssten jedoch noch gar nicht von der Unesco-Auszeichnung.
Mittlerweile gibt es einen Stiftungsfond "Unesco-Welterbe Dresdner Elbtal", initiiert vom Entwicklungsforum. Außerdem stellte sich eine "Bürgerinitiative Welterbe Dresdner Elbtal" vor. "Wir wollen darauf achten, was Investoren im Welterbe bauen", kündigte Jana Hohlfeld an. Sie ließ keinen Zweifel, dass sie, wie auch andere Besucher des Treffens, angesichts der Waldschlösschenbrücke um die Zukunft des werbeträchtigen Welterbe-Titels fürchten.
C. Springer