Unesco: Über Dresdner Brücke wird im Juli 2006 in Vilnius beraten Ein Baustart für die Waldschlößchenbrücke am 22. März 2006 wird immer unwahrscheinlicher. Und das hängt mit einem anderen Termin zusammen in einer Stadt, die man gern "Brücke zum neuen Europa" nennt. Im neuesten Newsletter der Unesco-Kommission Deutschland heißt es: "Der Brückenbau (gemeint ist die Dresdner Waldschlößchenbrücke) wird Gegenstand der Beratungen des Welterbekomitees auf seiner 30. Sitzung vom 8.bis 16. Juli 2006 in Vilnius, Litauen, sein." Dort müsste dann entschieden werden, ob die Brücke welterbe-kompatibel ist oder nicht.
Der Generalsekretär der Unesco-Kommission Roland Bernecker sagt auf DNN-Anfrage: "Die Tagesordnung für Vilnius ist zwar noch nicht beschlossen, ich persönlich gehe aber davon aus, dass dort über die Dresdner Brücke beraten wird." Welterbe sei von universeller Bedeutung, sagt Bernecker, darüber könne Deutschland nicht allein entscheiden, auch die internationale Fachwelt müsse gehört werden. Und da mit dem Brief von der Unesco-Zentrale Paris ein offizielles Schreiben an den Unesco-Vertragsstaat Deutschland gegangen ist, gehe es im Umgang damit um die Einhaltung eines Völkerrechtsvertrages.
Große Zusammenhänge, die auch in Dresden nicht klein geredet werden können. Was den Baubeginn der Brücke betrifft, steht die Stadt mit dem Rücken an der Wand. Denn werden drei Monate vor der Vilnius-Sitzung Fakten geschaffen, könnte das unangenehm werden. Sollten die Vertreter des Komitees in der Brücke eine Schädigung des Erbes sehen, aber der Baustart wäre vollzogen, bliebe nur die "Rote Liste". Nach dem Baustart befragt, sagt Bernecker diplomatisch vorsichtig: "Es könnte sein, dass Dresden gebeten wird, noch einen Moment zu warten".
Nach einer Sichtung der nun von der Stadt Dresden eingereichten Unterlagen, empfiehlt der Generalsekretär der Unesco-Kommission ein weiteres Evaluierungsgutachten von einer neutralen Institution. Denn letztlich gehe es nicht nur um den Welterbestatus. Sondern, so Bernecker, auch um folgendes: "Ob diese Brücke auch die beste Lösung für die besondere Qualität dieser Kulturlandschaft ist".
Heidrun Hannusch