Dresden (ddp-lsc). Dresdens künftige Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) sieht nach der Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees keine realistische Chance für den Erhalt des Welterbetitels. Faktisch sei der Beschluss bereits eine Aberkennung, sagte Orosz der Nachrichtenagentur ddp am Freitag. Sie bedauere die Entscheidung der UNESCO, die sie für "ungerechtfertigt und nicht nachvollziehbar" halte. Die Stadt wegen des Baus der Waldschlößchenbrücke auf der Roten Liste zu belassen, sei ein "Schlag ins Gesicht der Dresdner".
Die Aufforderung zum Rückbau der Brücke bedeute in der Konsequenz den Verlust des Titels, sagte Orosz. Die Forderungen der UNESCO könnten rechtlich nicht umgesetzt werden. Die Folgen eines Rückbaus wären fatal, fügte die bisherige Sozialministerin Sachsens hinzu. Sie verwies zudem auf zweistellige Millionenbeträge, die bereits in die Brücke investiert worden seien.
Orosz bedauerte, dass Kompromissversuche gescheitert seien. Aus ihrer Sicht sollte die UNESCO erst nach Fertigstellung der Brücke entscheiden, ob sie tatsächlich unvereinbar mit dem Welterbetitel ist. Orosz hatte sich bereits vor der Entscheidung des Welterbekomitees für einen zügigen Weiterbau der Brücke ausgesprochen. Eine freiwillige Rückgabe des Welterbetitels, wie sie vom ADAC Sachsen angeregt wurde, schloss Orosz nicht aus. Dies müsse in den nächsten Wochen besprochen werden.
Das Welterbekomitee der UNESCO hatte in der Nacht zu Freitag (MESZ) im kanadischen Quebec entschieden, das Dresdner Elbtal für ein weiteres Jahr auf der Roten Liste gefährdeter Welterbestätten zu belassen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Brückenbau gestoppt und die Tunnelvariante geprüft wird.